Wilhelm Münker (1874-1970)
Herbergsvater, Kaufmann und Fabrikant Mitbegründer des Deutschen Jugendherbergswerks

Wilhelm Münker wurde als Friedrich Wilhelm Münker am 29. November 1874 in Hilchenbach geboren und verstarb ebenfalls in Hilchenbach am 20. September 1970. Seine Eltern waren der Kupferschmied, Kaufmann und Fabrikant Karl Münker (1844-1914) und Emilie Weiß (1849-1913). Seine Geschwister waren Hermann Münker (1872-1881) und Ernst Rudolf (Rüdeler) Münker (1880-1917), Regierungs-Adjutant, Bergassessor und Direktor der Zeche „Bismarck“.

Geboren wurde Münker im Haus Kirchweg 1 mit dem Hausnamen „Schdefts“  / „Steftsmönkersch“ (= Stifft  und Münker) bzw. „Heusers“ (= Heuser), welches seinem Großvater Johann Jacob Münker (1814-1877), Schlosser und Eisenhändler, verheiratet mit Anna Margaretha Philippine Klein (1815-1868), und bereits dem Ur-Großvater Johannes Klein (1771-1826), Landmann und Fuhrmann, verheiratet mit Anna Juliana Irle (1784-1823), gehörte.

Erbaut wurde das stattliche Fachwerkhaus im Jahr 1723 durch Jost Henrich Schantz (1680-1725), verheiratet mit der Witwe Anna Catharina Stifft geb. Weiß (?-1733), welches 1982 umfassend saniert wurde und fünf Wohnungen entstanden.   

Fabrikant Karl Münker erwarb später von dem Maurer Henrich Georg Stein (1823-1905) das Wohnhaus Unterzeche 15 (Hausnamen: Das alte „Rüse“, auch „Kohls Haus“ bzw. „Schdefts“). Das Wohnhaus war bis zur Verlegung nach Berlin im Jahr 1933 und wieder von 1945 bis 1949 die Hauptgeschäftsstelle des Jugendherbergswerkes. Im Adressbuch Hilchenbach 1921/22 wie folgt unter Unterzeche 181 verzeichnet: Wilhelm Münker, Kaufmann, Inhaber der Firma Weiß und Münker und Teilhaber der Firma Vollpracht und Weiß und Westfalia. Dieses Fachwerkhaus wurde im Rahmen der Stadtkernsanierung Hilchenbach im Mai 1979 abgebrochen.

Das an diesem Fachwerkhaus am 19. Mai 1973 angebrachte Relief von Wilhelm Münker wurde durch Robert Olsen, Vizepräsident des Internationalen Jugendherbergswerkes,  enthüllt, welches von der Siegener Bildhauerin Ruth Fay (1923-2008) geschaffen wurde. Seit 1982 befindet es sich am Haus Kirchweg 1.

Bereits 1903 war Wilhelm Münker schon als begeisterter Naturfreund Vorsitzender der Hilchenbacher Ortsgruppe des Sauerländischen Gebirgsvereins (SGV), der ersten im Siegerland, den er bis 1921 leitete.

Im SGV traf Münker mit dem gleichaltrigen Pädagogen Richard Schirrmann (geboren am 15. Mai 1874 in Grunenfeld, Kreis Heiligenbeil/Ostpreußen, und gestorben am 14. Dezember 1961 in Grävenwiesbach im Hochtaunuskreis) zusammen, der mit seiner Idee der Einrichtung von Jugendherbergen in ihm einen unermüdlichen Helfer fand. Diese enge Zusammenarbeit führte 1912 zu Gründung des „Ausschusses für Jugendherbergen“. Daraus entwickelte sich nach dem 1. Weltkrieg das Deutsche Jugendherbergswerk. Wilhelm Münker wurde ehrenamtlicher Hauptgeschäftsführer und kümmerte sich vor allem um die Bereitstellung von finanziellen und materiellen Hilfsmitteln.

Bis 1914 existierten bereits über 200, um 1920 über 1.000 Jugendherbergen in Deutschland. In den Jahren 1924 bis 1928 erlebte das Herbergswerk einen starken Aufschwung, der sich u.a auch in der Gründung von Jugendherbergen im Ausland auswirkte. Im Jahr 1927 standen allein in Deutschland 2.195 Jugendherbergen zur Verfügung.

Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung lehnte Wilhelm Münker die Zusammenarbeit mit den neuen Machthabern ab, da die Jugendherbergen zu Stätten politischer Schulung umfunktioniert wurden. Von 1945 bis 1949 übernahmen Schirrmann und Münker noch einmal die Leitung des Jugendherbergsverbandes.

Danach kümmerte sich Münker verstärkt und nachdrücklich um den Naturschutz. Er wandte sich hauptsächlich gegen die Verfichtung der Wälder und wies auf die schädlichen Auswirkungen einer Monokultur hin. In den Beiträgen der Wilhelm-Münker-Stiftung zur Lebensqualität, Walderhaltung und Umweltschutz, Gesundheit, Wandern und Heimatpflege, die seit 1983 veröffentlicht werden, kann dieses Thema näher betrachtet werden.  

Wilhelm Münker wandte sich auch dagegen, die Landschaft zu geschäftlichen Zwecke und zur Werbung zu missbrauchen. So ist es unter anderem seinen persönlichen Einsatz zu danken, dass Reklametafeln von den Autobahnbrücken und überhaupt im Außenbereich wieder abgenommen wurden und Werbeaufschriften auf Güterwaggons der Bundesbahn unterblieb. Zusammen mit der Stadt Hilchenbach gründete Münker im Jahr 1964 die heute bundesweit arbeitende „Gesellschaft zur Ordnung in der Außenwerbung e.V.“.

Am 18. Januar 1958 wurde von ihm die „Wilhelm-Münker-Stiftung“ gegründet, eine Stiftung für Gesundheit, Wandern, Naturschutz und Heimatpflege. Da Münker keine Nachkommen hatte, sollte sein Vermögen einer gemeinnützigen Stiftung zugeführt werden, die seinen Namen trägt.  

Mit Schreiben vom 29. November 1944 teilte die Stadt Hilchenbach Wilhelm Münker mit, dass die Ratsherren einstimmig beschlossen hätten, ihm das Ehrenbürgerrecht zu verleihen und zwar in Anerkennung der großen Verdienste um die Stadt und mit Rücksicht auf die geleisteten uneigennützige, große, erfolg- und segensreiche Arbeit für die Allgemeinheit. Der Beschluss konnte aber nicht ausgeführt werden, da nach einem Erlass für die Dauer des Krieges das Ehrenbürgerrecht nicht mehr verliehen werden durfte. Der Rat der Stadt beschloss 1969 erneut, ihm zum 22. Oktober 1969 anlässlich seines 95. Geburtstages das Ehrenbürgerrecht der jetzigen Stadt Hilchenbach zu verleihen. Da Münker an seinem 95. Geburtstag  verreist war, konnte die Urkunde in Verbindung mit einer Spende in Höhe von 3.000,00 Mark erst im Dezember 1969 übergeben werden.‘

Badeanstalt Hilchenbach und Luftbad

Durch seine finanzielle Unterstützung und seine Tätigkeit konnte die „Städtische Freiluft-Schwimm- und Badeanstalt“ am Wieserweg am 30. Juni 1906 eröffnet werden. Die Kosten für Grunderwerb und Bau der Anstalt bezifferten sich auf 10.500,00 Mark. Das betonierte Bassin, welches durch den Lohmühlengraben gespeist und nach der Ferndorf hin entleert wurde, war 40 m lang und 20 m breit. Die Wasserwärme betrug durchschnittlich 18,5 Grad. Im Eröffnungsjahr wurden 6.632 Personen und zwar 5.596 männliche und 1.036 weibliche Besucher gezählt. 

Auch die Anlegung des Luftbades neben der Badeanstalt erfolgte auf Initiative von Wilhelm Münker. Die „gründende Versammlung“ fand am 29. April 1909 statt. Bei einer Hauptversammlung am 14. Juni 1909 wurde die Satzung des Luftbad-Vereins Hilchenbach genehmigt und entsprechende Anteilscheine verkauft.

Studenten- und Schülerherberge „Am Preist“ in Hilchenbach

Hervorzuheben ist für Hilchenbach natürlich die seit 1907 bestehende Studenten- und Schülerherberge, die in dem im Jahr 1876 errichteten Gerberei-Trockengebäudes des Heinrich Hüttenhein (1820-1886) im heutigen Bereich am Preist 3 eingerichtet wurde.

Beim Unterhaltungsabend des SGV Hilchenbach am 10. Februar 1907 (Hilchenbacher Zeitung – Allgemeiner Anzeiger für das Ferndorftal vom 12. Februar 1907) erfolgte ein „Aufruf von Willi Münker, der späterhin das Wort ergriff und die Anwesenden mit einem ‚Frisch Auf‘ herzlich bewillkommnete. Worte des Lobes über die schon ausgeführten Arbeiten und Stiftungen, aber auch Worte des Tadels konnte man da hören, jedoch scheinen beide berechtigt zu sein. Die Stubenhocker und Chausseetrottler kamen am schlechtesten weg. Der Mensch müsse hinweg von den Chausseen, hinein in die grünen Wälder und hinauf zu den lichten Höhen. Besser würde es hierin wohl werden nach der beabsichtigten Einrichtung einer Schüler- und Studentenherberge am hiesigen Platze (Hilchenbach)“. Dies war somit die Geburtsstunde der Hilchenbacher Jugendherberge – parallel mit der von Richard Schirrmann errichteten in der alten Netter Schule in Altena im Jahr 1907.

Nach dem Verwaltungsbericht der Stadt Hilchenbach für das Jahr 1909  (Bericht der SGV Abteilung Hilchenbach) wurde bis zum Jahresende 1907 die Herberge von 63 Schülern aufgesucht. 1908 waren es 103, 1909 sogar 170 und 1911 immerhin 418 Schüler. Da das Gebäude zu klein war, gab es entsprechende Ausweichquartiere der Studenten- und Schülerherberge und zwar im Gasthof Philipp Müller (1912 = 265 Gäste) und in der Schützenhalle (1912 = 634 Gäste). 1916 bekam das Gebäude ein feuerfestes Gernentz-Strohdach (feuersicheres Ret- oder Strohdach), veröffentlicht durch Wilhelm Münker im Siegerland-Heft Mai-Juni 1916.

Nach dem Antrag vom 28. März 1935 und dem Bauschein vom 23. April 1935 wurde durch die Firma Wilhelm Schumacher die ehemalige Jugendherberge bis auf den Sockel abgebhrochen und in ein Wohnhaus umgebaut.   

Jugendherberge Wilhelm-Münker-Straße 9 in Hilchenbach

Trotz der wirtschaftlichen Not nahm Wilhelm Münker im Jahr 1928 den Bau einer völlig neuen Jugendherberge in Angriff. Ausgesucht wurde das Grundstück „Auf dem Galgenberg“ mit herrlicher Sicht über Hilchenbach. Am 23. April 1931 erfolgte die Bauausschreibung und am 28. November 1931 die Tagung des Preisgerichtes im „Deutschen Hof“ und Einsichtnahme der Pläne, um den Zuschlag zu erteilen. Im Frühjahr 1932 erfolgten die Ausschachtungsarbeiten durch 20 Mann des freiwilligen Arbeitsdienstes unter der Bauleitung eines Hilchenbacher Unternehmers. Grundsteinlegung war am 5. Oktober 1932 für die neue Jugendherberge „Am Galgenberg“ und Richtfest am 30. April 1933. Bereits am 3. September 1933 („3. Herbstmond“) konnte die Einweihung der Jugendherberge Hilchenbach mit 60 Betten und vielen Notlagern erfolgen.

Von 1939 bis 1945 war das Gebäude Unterkunft für den weiblichen Arbeitsdienst und ab 1945 Zuflucht für Waisenkinder, Flüchtlinge und Heimatvertriebene. Nach Renovierung und Erweiterung wurde die Jugendherberge 1951 wieder ihrem ursprünglichen Zweck zugeführt.

1970 wurde wegen des Standortes der Jugendherberge die Straße „Am Galgenberg“ in „Wilhelm-Münker-Straße“ umbenannt.

Am 27. Januar 1971 erfolgte ein Beschluss des Rates der Stadt Hilchenbach zur Umbenennung der Jugendherberge in „Wilhelm-Münker-Jugendherberge“ und am 13. Februar 1971 wurde dieser durch das Deutsch Jugendherbergswerk, Landesverband Westfalen-Lippe, verifiziert.

Aufgrund fehlender Mittel für eine notwendige Renovierung sollte 1983 die „Wilhelm-Münker-Jugendherberge“ geschlossen werden. Am 24. Januar 1984 wurde durch die Stadt Hilchenbach eine Kostenermittlung für die Renovierung aufgestellt und im Oktober 1984 eine Spendenaktion und die Einrichtung von Spendenkonten zur Finanzierung vorgenommen. Weiterhin veranstaltete die Arbeitsgemeinschaft Hilchenbacher Altstadtvereine und der SGV-Bezirk Siegerland einen „Tag für die Wilhelm-Münker-Jugendherberge“ am 1. September 1985. Der Reinerlös wurde für die Modernisierung und Instandhaltung eingesetzt.  

Die Wiedereröffnung der „Wilhelm-Münker-Jugendherberge“ erfolgte am 18. Oktober 1986. Nach dem Umbau standen den Wanderern und Schulklassen 88 Betten zur Verfügung. Die seit den 30er Jahren existierenden Schlafräume mit 16 Betten wurden zeitgerecht in 8-Personen-Schlafräume umgestaltet. Daneben konnten Familien-, Begleiter- und Lehrerräume eingerichtet werden, die nunmehr über fließend kaltes und warmes Wasser verfügen.

Auf jeder Etage wurden mindestens eine Dusche oder Waschräume mit Toiletten installiert. Im Kellergeschoss entstand weiterhin ein behindertengerechter Raum.    

Neben dem Ehrengrab für Wilhelm Münker auf dem Friedhof im Langen Feld gibt es im Stadtmuseum Hilchenbach in der Wilhelmsburg das „Wilhelm-Münker-Gedenkzimmer“ mit Einrichtungsgegenständen aus seinem Nachlass und im Stadtarchiv Hilchenbach entsprechende Archivalien.

50. Todestag in 2020

Zum 50. Todestag von Wilhelm-Münker in 2020 gibt es zwei interessante und durchaus kontroverse Publikationen:

PDF – Gedenktext des Deutschen Jugendherbergverbandes

PDF – Berichterstattung in der Westfälischen Rundschau